11JÄHRIGE TOCHTER SPRICHT NICHT KUMMERKASTEN

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Meine 11jährige Stieftochter redet nicht mit uns


Heute müssen wir auch Euer Portal benutzen, da mein Mann und ich einfach nicht mehr weiter wissen.

 

Mein Mann und ich sind seit knapp 7 Jahren verheiratet und haben einen gemeinsamen Sohn (2).
Vor einem Jahr ist seine Exfrau verstorben und wir haben seine Kinder aus der ersten Ehe zu uns genommen. Es sind 2 Mädchen, 11 und 14 Jahre alt.

Beide Mädchen scheinen ihren Verlust mit Essen zu kompensieren – sie kriegen nie genug und würden wir nicht aufpassen, würden sie den ganzen Tag lang essen – besonders die 11-jährige kennt keine Grenzen – letztens hat sie gar einer Mitschülerin das Pausenbrot geklaut (und natürlich hatte sie selbst 2 doppelte Käsebrote, eine Banane und einen Smoothie mit)

Unser größtes Problem ist momentan aber, dass sie kaum mit uns spricht – vor allem gibt sie meistens einfach gar keine Antwort, wenn wir sie ansprechen. Oder wenn doch dann ist es ein „Mir doch egal“, „Interessiert mich doch nicht“ oder „Wieso sprichst du mich an“

Langsam reißt mir nur der Geduldsfaden, und ich fange ihr Verhalten auch an und ignoriere sie, wenn sie mit mir spricht, um ihr damit zu zeigen, wie weh es einem tut. Aber es zieht nicht, selbst
Briefe schreiben funktioniert nicht.

Wir waren auch schon bei einer Therapeutin mit ihr, auch da hat sie kein Wort gesprochen. Wir wissen jetzt echt nicht mehr weiter – fällt dir denn vielleicht dazu was ein?

Vielen Dank im voraus

Heute müssen wir auch Euer Portal benutzen, da mein Mann und ich einfach nicht mehr weiter wissen.

 

Kummerkasten
 
 
 
Deine Stieftochter ist traumatisiert und braucht eure Unterstützung!
 
 

Hallo Maria,

du weißt es bestimmt: Deine Stieftochter ist traumatisiert und braucht dringend deine Unterstützung. Gleiches hier mit gleichem zu vergelten ist eher ein bisschen kindisch.
Aber ich kann verstehen, dass du dich dazu hinreißen lässt – nur jetzt solltest du schnell wieder damit aufhören, okay?

Anscheinend geht das schon so seit einem Jahr, und ich kann mir vorstellen, dass das sehr anstrengend für dich ist, zumal du dich ja auch noch um einen 2jährigen kümmern musst.
Versuche bitte trotzdem Verständnis für die Kleine aufzubringen. Sie hat ihre Mutter verloren. Du schreibst nicht was davor passiert ist (war die Mutter länger krank, oder ist sie plötzlich und unvermutet verstorben? Wie oft waren die Mädels davor bei euch, wie habt ihr euch verstanden?) Eventuell war also die Zeit davor auch schon schwierig.

Ich könnte mir vorstellen, dass sie sich ziemlich verloren und alleine fühlt. Vielleicht hat sie auch das Gefühl bei euch nicht willkommen zu sein, vielleicht gibt sie sich die Schuld für den Tod der Mutter. Es kann so viel dahinterstecken.
Vorrangig würde ich es einfach mit viel Liebe und Zuwendung versuchen. Sprecht mit ihr, auch wenn sie nicht antwortet hört sie euch doch. Sagt ihr, dass ihr sie versteht, dass ihr wisst wie schwer das ist. Sagt ihr, dass sie bei euch sehr willkommen ist und dass ihr euch freut sie bei euch zu haben. Auch Körperkontakt – eine Umarmung, ein Streicheln im Vorbeigehen, anerkennende Gesten – ist total wichtig, sofern sie ihn denn zulässt.

sie soll sich willkommen fühlen
Vielen Menschen fällt es schwer ihre Gefühle auszudrücken. Ein traumatisiertes Kind das bockt ist die eine Sache.
Aber auch uns Erwachsenen fällt es meist schwer uns auszudrücken – komischerweise bleibt dabei gerade oft das Positive auf der Strecke. Es klingt banal, aber ich habe schon mehrmals beobachten dürfen, welchen Effekt positive Zuwendung haben kann.
Sprich die Dinge aus, die dir selbstverständlich erscheinen.
„Wir freuen uns, dass du bei uns bist“ oder „schön, dass du da bist“
Es ist kaum zu glauben, wievielen Eltern auch heutzutage ein „Ich hab dich lieb“ nicht über die Lippen kommt.
 
Gebt ihr die Sicherheit gut genug zu sein. Die Sicherheit stark genug zu sein um jedes Problem überwinden zu können und die Sicherheit, dass ihr hinter ihr steht und sie stützt.
 
Gemeinsame Aktivitäten können auch helfen, gemeinsame Ausflüge, Spiele oder Sport – und gut für beide Mädels wäre wahrscheinlich gemeinsam gesundes Essen zu kochen.
 
Und natürlich würde ich die Therapeutin im Spiel lassen. Bzw. wenn es mit dieser einen nicht klappt, eine andere suchen. Vermutlich würde es sogar beiden Mädchen guttun, wenn sie ein bisschen Unterstützung von außen bekommen würden.
Wichtig ist da nur, dass es nicht so rüberkommt als hätte sie etwas falsch gemacht und die Therapeutin eine Bestrafung wäre.
Ach ja, und Briefe finde ich auch super. Aber auch hier keine Vorwürfe und Anschuldigungen, sondern eher kleine, kurze, aufbauende Botschaften, damit sie es quasi auch schwarz auf weiß hat, dass sie willkommen ist.
 
Grenzen liebevoll setzen
Mit all dem will ich natürlich nicht sagen, dass deine Stieftochter alles tun darf und du einfach alles hinnehmen musst. Sprich auch hier klar deine Gefühle aus („dein Verhalten verletzt mich“, „Ich nehme auf dich Rücksicht, du musst aber auch Rücksicht auf alle anderen nehmen“)
Ich weiß, das sagt sich leicht, zumal sie ja auch allmählich in die Pubertät kommt. Gelassenheit ist hier wohl ein ein wichtiges Stichwort.

 

 
Einfach wird das bestimmt nicht, und leider kann ich dir da nur sehr allgemeine Ratschläge geben. Ich hoffe, dass ich dir da trotzdem weiterhelfen konnte und irgendetwas brauchbares dabei war!
 
Liebe Grüße und viel Erfolg dir und deiner Familie!