Verbindlichkeiten – altmodisch oder respektvoll?

Verbindlichkeiten in sozialen Beziehungen – sind sie denn gar nicht mehr wichtig?

Früher war abgemacht auch abgemacht.
Versprochen ist versprochen, und wird auch nicht gebrochen.

Es war auch nicht so einfach etwas abzusagen, denn man konnte ja nicht einfach so mal eine WhatsApp schicken. Wenn du gesagt hast, du bist um 2 Uhr am Hauptplatz, dann musstest du da sein. Punkt.
Heute ist es aber anscheinend okay, mal einfach per Textnachricht abzusagen. Generell scheint es heutzutage völlig okay, ausgemachte Termine oder Treffen mal wieder abzusagen.

Ja natürlich kann mal was dazwischen kommen. Das ist ja gar keine Frage, aber dem einen oder andern kommt halt irgendwie immer was dazwischen.

„Wir müssen leider für Samstag Abend absagen, weil das ist das einzige Wochenende, das wir für unseren Paristrip noch frei haben!“
Hä? Das Wochenende habt ihr nicht frei, denn da habt ihr einen Termin mit UNS!
Also, wenn ich ein Wochenende für einen Städtetrip suche, und in meinem Kalender steht für Samstag Abend ein Spieleabend mit Freunden, dann kann ich an dem Wochenende nicht nach Paris, weil ich da schon was vorhabe. So einfach ist das.

Sehe das nur ich so?
Sagt so eine Aussage, sagt so eine Absage nicht aus, dass ein Abend mit mir einfach nicht so wichtig ist?
Wir können nicht kommen, weil unser Nachbar uns spontan für heute zu seinem Geburtstag eingeladen hat?
Ich komm heut nicht, weil ich keine Lust hab nochmal rauszugehen?
Ich kann heute nicht mit dir Essen gehen, weil mein Mann heute gern für mich etwas kochen will?

Ausreden, Absagen, oder bloß keine Verbindlichkeiten
Andere gehen die Verbindlichkeiten dann gar nicht ein. So wie die eine Bekannte, die in einen anderen Stadtteil gezogen ist. Ich hätte ja wirklich gerne den Kontakt gehalten – und es sah am Anfang auch echt so aus, als würde auch ihr etwas daran liegen. Sie hat sich auch wirklich alle paar Monate gemeldet, und sie denkt ganz oft an mich und wir sollten uns treffen.
Nur dass es absolut unmöglich schien einen Termin auszumachen. „Im April mal“, „In den Osterferien“ oder „Am Pfingstwochenende“.
Ein konkreter Tag, eine Uhrzeit? Fehlanzeige. Irgendwann hab ich dann mal am Ende der Herbstferien nachgefragt: „Die Herbstferien welchen Jahres meintest du?“ Seither ist Funktstille. Sie ist halt eine vielbeschäftigte Frau und kann sich nicht so einfach auf einen Termin festlegen …
 
Aber ganz ehrlich, wer braucht das? Möchte ich meine Energie in eine Beziehung stecken, die für mein Gegenüber offensichtlich nicht so wichtig ist? Nicht wichtig genug ist um zweimal im Jahr einfach ein Treffen auszumachen?
 
Und ist es denn zu viel verlangt, dass man eine zeitnahe Antwort auf eine Anfrage erwartet? Klar muss nicht jeder sofort springen, wenn ich einen Terminvorschlag mache, und vielleicht muss man sich mit seinem Partner absprechen oder seine eigenen Termine checken.
Gar kein Ding!
Aber wenn ich eine Verabredung in vier Wochen vorschlage und dann drei Wochen auf ein Ja oder Nein warten muss, dann gibt mir das Gefühl, dass der andere noch abwartet, ob sich da vielleicht noch etwas Besseres ergibt. Bin ich da komisch? Liegt es wirklich an mir? Gehe ich etwa nicht mit dem Zeitgeist? Sind Verbindlichkeiten nicht mehr zeitgemäß?
Vielleicht. Vielleicht bin ich altmodisch. Aber ich erwarte den Respekt von anderen, den ich ihnen auch entgegenbringe.
keine lust mehr
Darum mache ich das auch nicht mehr. Schon lange habe ich aufgehört Leuten hinterher zu laufen, die mich nur dann treffen oder sprechen wollen, wenn sie grade nichts Besseres zu tun haben. Auch wenn sie es nicht so meinen. Dafür bin ich mir echt zu schade.
 
Es ist für mich selbstverständlich mich an meine Termine und Verabredungen zu halten. Natürlich kann es mal passieren, dass etwas dazwischen kommt, und natürlich kann und darf man dann auch absagen und verschieben. Ich bin aber nicht blöd, ich kann schon sehen ob das immer wieder vorkommt oder die Ausnahme ist. Und ich kann sehen, ob es ein trifftiger Grund ist, oder nur eine lahme Ausrede.
 
Plädoyer für mehr Verbindlichkeit
Ich bin dafür, dass wir unseren Mitmenschen, unseren Freunden, Bekannten, Verwandten, all den Menschen die uns wichtig sind das bisschen Respekt erweisen und klare, verbindliche Aussagen machen.
Aussagen, zu denen wir dann auch stehen und die wir nur im Notfall zurücknehmen.
Keine Ausreden mehr, kein Hinhalten, kein Abwarten.
Klare, definierte Aussagen, an die wir uns auch halten müssen.
 
Komm zum Treffen, dass du ausgemacht hast, und komm auch pünklich. Halte Menschen nicht hin, wenn du hoffst es könnte sich noch etwas Besseres ergeben. Oder wenn du nicht sicher bist, ob du dann Lust hast, sie zu treffen.
Sei verlässlich und steh zu dem was du sagst.
Alles andere ist unhöflich und respektlos.
 
Oder um es mit einem alten Sprichwort zu sagen:
 
 
 
VERBINDLICHKEITEN RESPEKT WERTSCHÄTZUNG