Erziehung fehlgeschlagen? Tochter schlägt mich

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Kann ich nur helfen, indem ich nicht mehr helfe?

 

Hallo

ich habe eine Tochter, 21, der jetzt die zweite qualifizierte Ausbildung innerhalb der Probezeit gekündigt wurde, weil sie zu spät oder gar nicht hingeht oder sich krank meldet. Wir haben ihr beide Ausbildungsstellen in ihrem Traumberuf besorgt, indem wir uns Adressen gesucht, die Bewerbungen geschrieben, unterschrieben und zur Post gebracht haben. (Alles mit ihrem Einverständnis und Wissen).

Das Schlimmste ist aber, dass meine Tochter uns terrorisiert, wenn sie kein Geld mehr hat und keins von uns bekommt. Ich bin Hausfrau und mein Mann ist berufstätig, also tagsüber nicht zuhause. Oft ging es soweit, dass ich aus dem Haus flüchten musste, um Handgreiflichkeiten zu vermeiden. Dann stehe ich auf irgendeinem Parkplatz und warte darauf, dass die Zeit an mir vorüber geht und ich mich wieder nach Hause trauen kann.

Vielleicht kann ich ihr nur helfen, wenn ich nicht mehr helfe. Ist aber verdammt schwer.

Sabine, 46, w

Kummerkasten

 

 

 

Mit 21 ist man alt genug um auf eigenen Beinen zu stehen

Liebe Sabine,

mein erster Gedanke als ich das gelesen habe war: Schmeiß das Miststück raus!

Nun kann ich mir aber gut vorstellen, dass es dir weder gefällt, wenn man deine Tochter als Miststück bezeichnet, und ich nehme an, dass dir rausschmeißen auch zu krass erscheint.

Ich glaube, ich würde es dennoch tun – aber vielleicht ein bisschen abgeschwächt. Was hältst du davon, ihr ein Ultimatum zu setzen?

Ganz ehrlich, mit 21 ist man definitiv alt genug um auf eigenen Beinen zu stehen
Wie lange soll sie noch bei euch wohnen bleiben, euch terrorisieren und euch auf der Tasche liegen? Dass Kinder in dem Alter noch bei den Eltern wohnen, das seh ich ja noch ein, wenn sie finanziell noch nicht auf eigenen Beinen stehen können. Die Betonung liegt auf „können“.
Denn deine Tochter will ja anscheinend auch nicht. Und benehmen kann sie sich auch nicht.
Nun, vielleicht liegt das auch ein bisschen an euch – vermutlich habt ihr euer einziges Kind ganz schön verwöhnt. Bei manchen Kindern führt das halt leider dazu, dass sie alles für selbstverständlich halten und  denken, dass ihnen das alles zusteht.
Dann liegt es jetzt auch an euch, das wieder zu ändern. Macht ihr klar, dass es so nicht weitergeht und dass sie nicht ewig bei euch wohnen bleiben kann. Mach das behutsam, denn es wird ein Schock für sie sein. Vermutlich wird sie das als Liebesentzug ansehen.
Sagt ihr, dass ihr sie liebt, aber dass ihr dieses Verhalten (vor allem die Handgreiflichkeiten) nicht weiterhin hinnehmen werdet.
Gebt ihr Zeit einen Job und eine Wohnung zu finden – bei der Wohnung würde ich eventuell helfen, den Job kann sie sich auch alleine suchen – da weiß sie eure Hilfe ja offensichtlich eh nicht zu schätzen – und setzt ihr ein fixes Ultimatum. Zwei oder drei Monate sollten genügen.
Und sollte sie jemals wieder auch nur die Hand gegen dich erheben, läuft das Ultimatum augenblicklich aus. Denn das geht ja mal gar nicht.

wer nicht hören will muss fühlen
Ich weiß, das klingt jetzt sehr hart und als Außenstehende hab ich leicht reden.
Aber wenn sie weiterhin von euch so gut versorgt wird und ihr euch alles bieten lasst, wird sie nie einen Grund haben etwas zu ändern. Und das ist auch für sie selbst nicht gut. Denn gut gemeint ist meist nicht gut gemacht.
Es ist für sie auch eine Chance ihr Leben endlich selbst in die Hand zu nehmen, und das wird ihr denke ich sehr gut tun!

Ich wünsche euch die nötige Kraft, denn einfach wird das nicht werden. Schaffen könnt ihr das aber auf jeden Fall, seid stark!